Wenn ich in dem Atlas für Pianonummern nach dem Klavierbauer Wilhelm Rudolph suche, dann finde ich dort keine Angaben. Entweder die Daten sind durch den Ersten oder Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, oder ein Klavierbauer hatte schlicht vergessen, sein Pianoforte vor dem Verlassen der Fabrik entsprechend zu kennzeichnen. So landete es in einem Klavierlager in Giessen und erhielt möglicherweise dort den Namen des Lagers.
Klaviere habe ihre Geschichten. Vor allem ältere Instrumente könnten viel erzählen. Wie man an dem gut erhaltenen Äußeren des Pianofortes unschwer ablesen kann, wurde das Klavier bereits vor 1900 gebaut. Das Innenleben wiederum verrät, dass der Pianoforte-Verfertiger damals schon auf dem Stand seiner Zeit gearbeitet hat, denn die Konstruktion ist mit einem modernen Klavier identisch: Es handelt sich um einen Kreuzsaiter, der bereits über eine Mechanik mit Unterdämpfung verfügt. Dass die Konstruktion des Kreuzsaiters noch neu war und somit neue Probleme mit sich brachte, kann man in der Aufnahme des gestimmten Instruments sowie am Ende der Aufnahme hören. Ein metallisches Geräusch gibt den Hinweis, dass hier etwas noch nicht stimmt. In einem solchen Fall muss man den Fehler erst einmal suchen, und vor allem versuchen, den Fehler zu reproduzieren, um die genaue Ursache ermitteln und beheben zu können. Interessant ist die Feststellung, dass dieses störende Nebengeräusch in der verstimmten Version aufgrund der Verstimmung nicht so stark aufgefallen ist. Der Klangkörper ist mit 1,30 m noch typisch für die Pianos um 1900. Mit der Höhe des Klangkörpers ist die Größe des Resonanzbodens sowie die Länge der Saiten verbunden. Beide Faktoren sind die Grundvoraussetzungen für guten Klang sowie für die gute Stimmbarkeit der Klaviere. Der Wohlklang ist daher bereits beim Anblick zu erwarten. Hören Sie selbst!
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— Matthias Meiners (@Praeludio) 19. Mai 2015